03.01.2022 – Das Neue Jahr ist da. Und was haben wir gelacht an Silvester: Nach dem dreigeteilten Menü (Pizza für die Jüngste; Käsefondue für den Jungen und asiatisches Fleisch/Gemüse-Fondue für Eltern und eine Teenagerin) war Zeit übrig bis Mitternacht. Also haben wir gespielt. Stadt, Land, Fluss – nur nicht mit Städten, Ländern und Flüssen, sondern eigenen Kategorien: Bücherfiguren, Hunderassen, Gerichte, schwedische Wörter, Wassertiere und Vornamen mussten wir finden.
Hunderasse mit O? Mit R ist es schon einfacher…
Hunderassen, die Kategorie, die die Jüngste vorgeschlagen hatte, stellte uns immer wieder vor größere Herausforderungen. Ich habe sogar mit Googeln keine Rasse mit „O“ gefunden… Umso kreativer war die Siebenjährige: Als „R“ an die Reihe kam, verkündete sie voller Stolz in dieser Kategorie: „Rollmops!“ – Lange nicht mehr so gelacht :-).

Ansonsten fühle ich mich wie wahrscheinlich viele im Moment: Schwankend zwischen Hoffnung auf ein besseres Jahr und Befürchtungen wegen Omikron. Müde und lustlos, weil diese Sch***pandemie immer noch andauert. Und zwischendurch immer wieder trotzig und in „jetzt erst recht“-Laune, weil es ja auch sinnlos ist, sich nur immer weiter zu sorgen und zu verkriechen. Aber ich merke, dass es zunehmend schwieriger wird, mich selbst zum Durchhalten zu motivieren. Auch wenn ich weiß, dass uns kaum was anderes übrig bleibt – jedenfalls dann, wenn wir gesund bleiben wollen. Und das wollen wir.
In Schweden herrschen Ignoranz und Arroganz gegenüber weltweit anerkannten Fakten
Zwischendurch bin ich aber auch wütend: Die immer noch herrschende Ignoranz und Arroganz der schwedischen Behörden (und infolgedessen auch weiten Teilen der Bevölkerung) gegenüber den offensichtlichen und weltweit anerkannten Tatsachen (Übertragung von Covid19 über Aerosole) ist einfach nur noch ärgerlich. Auf der Seite der Gesundheitsbehörde steht tatsächlich bis heute, dass Covid19 KEINE über die Luft übertragene Krankheit sei („Även om covid-19 inte räknas till de så kallade luftburna smittorna, där partiklar hänger kvar i luften under lång tid och där smittan kan färdas långa sträckor, kan det i vissa situationer finnas risk för smittspridning trots att man håller avstånd. En sådan situation kan vara vistelse med andra personer i trånga utrymmen med bristande ventilation.“).
Resultat: rasant steigende Corona-Infektionszahlen
Die daraus resultierenden Verhaltensweisen (kaum Masken, einkaufen mit Kind, regelmäßige Reisen) und rasant steigenden Corona-Zahlen (in Stockholm waren wir bei einer Inzidenz von 427 in Kalenderwoche 51, in Deutschland lag sie da nur bei um 230 und führte schon zu schrillen Warnungen) stellen uns immer wieder vor Dilemmata: Impfungen für unter 12jährige sind in Schweden bisher nicht in Sicht (außer für besonders gefährdete Gruppen) – also fahren wir jetzt nach Deutschland, um unsere zwei jüngsten (7 bzw. 11 Jahre alt) impfen zu lassen. Diese Deutschland-Reise hätten wir gern vermieden. Nicht nur, weil sie teuer ist. Sondern natürlich auch, weil jede Reise ein Risiko birgt – ein Unfallrisiko, ein Infektionsrisiko… Aber in den Schulen hier wird nach wie vor so gut wie nichts gegen Infektionen und zum Schutz der Jüngsten getan: keine Masken, keine Abstände, keine Tests. Das einzige, was sie machen: Kinder über 12 Jahren impfen. Ansonsten: business as usual.
Meine Meinung: Schulen sollten offen bleiben – aber mit Sicherheitsvorkehrungen
Mittlerweile, in diesem Stadium der Pandemie und mit dem, was wir heute über das Virus wissen, bin ich der Meinung, dass Schulen unbedingt offen zu halten sind. Trotzdem bin ich gleichzeitig der Überzeugung, dass weder der schwedische noch der deutsche Weg wertschätzend und verantwortungsbewusst gegenüber den Kindern und Jugendlichen ist: In Deutschland gab es viel zu viele Schulschließungen, worunter die Schwächsten am meisten gelitten haben. Auch ist überhaupt nicht nachzuvollziehen, warum dort immer wieder in den entspannten Phasen scheinbar „nichts“ gegen die nächste Welle, den nächsten Winter, die nächste Schließung getan wird. Oder für die Aufstockung der digitalen Kapazitäten – sowohl was Geräte und Vernetzung als auch was Know-How angeht. Ganz zu schweigen vom Länder-Flickenteppich. Chancengleichheit?!

Gleichzeitig haben die Schweden stoisch die Schulen offen gelassen – bis auf zwei mehrwöchige Phasen 2020 und Anfang 2021, in denen die SchülerInnen der 10. bis 12. Klassen Distanzunterricht hatten (dank guter Ausstattung mit digitaler Technik war das ein wesentlich kleineres Problem als in Deutschland) – und die Durchseuchung der Kinder in Kauf genommen. Und das am Anfang der Pandemie, als noch überhaupt nichts über das Virus bekannt war. Und das immer noch, obwohl man nun mehr weiß (z.B. dass Long Covid auch Kinder treffen kann; auch in Deutschland wird das oft noch unterschätzt) und die SchülerInnen und das Lehrpersonal besser schützen könnte. Und das auch vor dem Hintergrund, dass es mit Omikron häufig zu Reinfektionen kommt, und dass diese Variante in einigen Ländern zu höheren Hospitalisierungsraten bei Kindern zu führen scheint – auch wenn bisher unklar ist, was die Gründe dafür sind und wie schwer die Erkrankungen verlaufen.
Impfquote kaum besser als in Deutschland – schon gar nicht bei den Boostern
Die Impfung wird´s schon richten, ist die Devise hier. Aber die Impfraten hier sind kaum höher als in Deutschland: 81,7% der Bevölkerung über 12 Jahren sind in Schweden doppelt geimpft (einfach: 85,8%), 29,7% der über 18jährigen sind geboostert (Stand: 30.12.2021). In Deutschland sind es 71,2%, die zwei Dosen bekommen haben – aber das ist der Anteil an der Gesamtbevölkerung, nähme man nur die Menschen über 12 als Grundlage, dann läge der Wert also höher – und 38,9% sind geboostert (Stand: 3.1.2022).
Unser Fazit
Fazit für uns: Wir lassen unsere Jüngsten in Deutschland impfen und schicken sie, sobald die Impfung wirkt, hier wieder in die Schule. Gern würden wir sehen, dass sie dort auch eine Maske tragen. Aber da es kaum ein anderes Kind tut, wollen unsere es auch nicht. Da ist schwer gegen anzukommen.
Nun ist der Artikel ganz ungeplant zu einem weiteren Covid-Artikel geworden. Aber so ist das eben – manche Sachen müssen raus, gesagt werden, damit man sich dann wieder mit anderen beschäftigen kann. Und das mache ich jetzt.