November 2021

In den Herbstferien habe ich noch ein paar sehenswerte Orte in Stockholm kennengelernt, u.a. das „Scenkonstmuseet“ – also das Museum für die darstellenden Künste: Schauspiel, Musik und Tanz. Dieses Museum steht sicher nicht bei jedem Stockholm-Touristen ganz oben auf der to-do-Liste. Ich finde aber, dass es sich wirklich lohnt und für alle Altersgruppen etwas zu bieten hat. Wenn man einen Schlechtwettertag überbrücken muss, sollte man sich ruhig hierher begeben.
Das Scenkonstmuseet liegt ganz zentral in der Nähe von Nybrokajen (wo die Ausflugsdampfer losfahren), schräg hinter „Dramaten„, der größten Bühne Stockholms. Das Haus, in dem das Scenkonstmuseet untergebracht ist, ist das älteste Industriegebäude der Stadt und heißt „Kronobageriet“ (Kronenbäckerei). Die ältesten Teile stammen aus dem 17. Jahrhundert – allein das Haus ist also schon sehenswert. Im Lauf der Zeit wurde es unterschiedlich genutzt: bis 1958 als Bäckerei, vorher aber auch als Waffen- und Schnapslager. In den 1970er-Jahren wurde es dann zu einem Musik-Museum umgebaut. Heute beherbergt es zusätzlich die anderen Bühnenkünste. Aber es geht nicht nur um die sichtbaren KünstlerInnen, sondern auch um die vielen anderen, die hinter den Kulissen arbeiten.
Im Erdgeschoss beginnt die Ausstellung mit einem Bühnenbild aus einem Stück des Jüdischen Theaters Stockholm, das heute leider nicht mehr existiert – jedenfalls nicht mit einer festen Bühne.
Kuriositäten und Puppentheater im Erdgeschoss
In einem kleinen Raum dahinter finden sich Kuriositäten, wie z.B. eine „verformte“ Geige und zwei „Schlangeninstrumente“. Die Gegenstände sind in einer großen Vitrine ausgestellt, durch die man hindurchgeht. Dahinter ist ein Touchscreen, auf dem man die einzelnen Stücke anklicken kann, um eine Erklärung zu erhalten. Den Klang der „Schlangeninstrumente“ kann man sich auch anhören. Er erinnert an ein Fagott (finden meine leider ziemlich unmusikalischen Ohren).

Ebenfalls im Erdgeschoss findet sich eine kleine, feine Ausstellung zum Thema Puppentheater: Dieser Bereich ist für kleinere Kinder besonders schön. Denn es gibt ein Kasperletheater, in dem man selbst aktiv werden darf. Mit ganz wenigen Requisiten, wie z.B. zwei Wolken im Hintergrund und Kochlöffel-Puppen, können die ganz kleinen Menschen hier selbst Geschichten erzählen. Außerdem werden natürlich verschiedenste Handpuppen ausgestellt und z.T. ihre Mechanismen erklärt. In einer Ecke läuft ein Film mit Schattentheater aus Händen.
Tanz und Handwerke rund um die Bühne
Der erste Stock ist dem Tanz, den KostümbildnerInnen, Visagisten und BühnenbilderInnen sowie RegiseurInnen gewidmet. Die Exponate sind gut gewählt, die Menge gerade richtig. Es gibt natürlich Tanzschuhe zu sehen (auch diese in einer Vitrine mit Erklärungen, die man selbst auswählen kann auf einem Bildschirm), außerdem Modelle von Bühnenbildern (eine kleine Drehbühne von einer Aufführung von Karlsson vom Dach z.B.) und Kostüme. Und wie immer in schwedischen Museen, darf man selbst etwas tun: Es gibt Kostüme zum Ansprobieren – für Kinder, aber auch Erwachsene. Und man kann sich vor einen Bildschirm setzen, der wie ein Spiegel wirkt: In der Vitrine davor liegen verschiedene Schminkutensilien. Wenn man über ihnen das Glas berührt, erscheint man im „Spiegel“bildschirm gruselig geschminkt – oder als Tier bemalt. Meine Tochter befand: So gute Technik gäbe es in Deutschland nicht.
Als Strichmännchen tanzen – das macht richtig Spaß
Am meisten Spaß hatten wir aber an einem weiteren Bildschirm: Wenn man davor steht, erscheint man darauf als eine Art „Strichmännchen/frauchen“ in orange auf dunklem Untergrund. Sobald man sich bewegt, bewegt sich auch der Strichkörper. Und wenn man sich schnell bewegt, sieht es aus, als kämen Flammen aus den Armen/Beinen auf dem Bildschirm. Wer also große, raumgreifende Bewegungen macht und wirklich anfängt, zu tanzen, sieht tolle Effekte. Selbst ich, die ich eigentlich nicht viel mit Tanz am Hut habe, hatte hier wirklich Lust an der Bewegung.
Musik, Musik, Musik im dritten Stock
Im dritten Stock geht es dann ausschließlich um Musik: Es gibt jede Menge Instrumente zu bestaunen. Aber auch hier darf man ganz viel selbst ausprobieren: eine Harfe z.B.. In einem extra Raum gibt es außerdem verschiedene Trommeln, ein elektrisches Schlagzeug, ein E-Piano uvm. In einem weiteren Raum befindet sich ein „Klang-Wald“: Er besteht aus dicken „Schnüren“, die vom Boden zur Decke gespannt und in verschiedenen Farben beleuchtet sind, während es außenherum stockdunkel ist. Wenn man die Schnüre wie Gitarrensaiten zum Schwingen bringt, erklingen Musikstücke. Im hinteren Bereich des Hauptausstellungsraumes darf man wieder selbst kreativ werden: Es gibt Karten, auf deren einer Seite verschiedenste Wörter stehen, die man mit Musik assoziieren könnte. Auf der anderen Seite dürfen alle BesucherInnen ihre eigenen Erlebnisse und Gefühle, die sie mit Musik verbinden, aufschreiben und die Karten dann entweder mitnehmen oder im Museum an einer Wand befestigen, so dass sie selbst zum Kunstwerk werden.
Ein kleiner Shop im Eingangsbereich und ein gemütliches Café fehlen im Scenkonstmuseet natürlich auch nicht. Wir haben unseren Besuch hier ausklingen lassen.