Mein größtes Problem beim Verfassen von neuen Blog-Beiträgen ist immer: Worauf lege ich den Fokus? Es gibt so vieles, worüber es sich lohnen würde, zu schreiben. Ob nur für mich als Reflexionshilfe oder vielleicht ja auch für Euch als unterhaltsame Info. Aber ich habe schlicht nicht die Zeit! Heute schwankte ich z.B. zwischen einem kleinen Bericht über das nette Polizeimuseum von Stockholm (Highlight für Kinder im Vorschulalter!), einem update zur familiären Lage diese Woche und einem Text zu Hochbegabung und meinem neuen Projekt, das ich begonnen habe. Und weil ich mich nicht so recht entscheiden kann und will, gibt es jetzt eine Mischung. Das Polismuseet allerdings wird wohl den kürzesten ziehen…
Familiäre Situation
Die Lage: Kind 2 und Kind 3 haben nach wie vor stark erhöhte Herzfrequenzen (nach dem Treppensteigen 170 bzw. 188 Schläge, holladieWaldfee!). Das ist natürlich anstrengend. Ursache kann entweder eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach Covid sein oder „POTS“, eine Störung des autonomen Nervensystems: Bei der Entzündung müsste man sich sehr schonen und dürfte keinerlei Sport machen, während man bei POTS gezielt Ausdauertraining machen müsste. Ich weiß das so gut, weil wir exakt dasselbe Ende 2020/Anfang 2021 mit unserer ältesten Tochter schonmal durchhaben. Bei ihr konnte am Ende nur mit einem MRT in Deutschland ausgeschlossen werden, dass es eine Herzmuskelentzündung war. Daher weiß ich auch, dass ein EKG und selbst ein Herzultraschall nicht unbedingt ausreichen und das Troponin im Blut ein Indikator sein kann.
Zwei Termine, zwei Ärztinnen, zwei Meinungen
Mit beiden Kindern war ich bei zwei verschiedenen Ärztinnen in den letzten Tagen. Es geht nämlich hier nicht so wie in Deutschland, dass man einmal den Arzt anruft und dann mit beiden Kindern gleichzeitig kommen kann. Sehr nervig. Natürlich ist es auch kein Kinderarzt, den man zu Gesicht bekommt, sondern nur Allgemeinärzte im Vardcentral… Also zwei Termine bei zwei Ärztinnen, die dann natürlich auch noch unterschiedliche Konsequenzen zogen.
Unterschiedliche Perspektiven
Während die eine meinte, nee, das bräuchte keine weitere Diagnostik und auch Troponin lasse sie nicht testen (Kind 2, 15 Jahre, EKG vor Ort gemacht und für normal befunden), wurde die andere (bzgl. Kind 3, 11 Jahre, nur kurz Puls bei einer Minute Kniebeugen gemessen) ganz nervös und schrieb sofort eine Überweisung zum Kinderkardiologen. Die erste „rät“ (typisch schwedisch, wo kämen wir hin, wenn das entschieden würde vom Arzt!) in dem von ihr verfassten Attest nur dazu, den 3km-Lauf nicht von ihr zu verlangen, spricht aber sonst nicht davon, dass kein Sport möglich sei. Die andere schreibt den Jungen „während der Abklärung“ für Sport krank (wiederum in Form eines „Ratschlags“). Ich schicke auch unsere Tochter tortzdem nicht wieder in den Sportunterricht, solange das nicht weiter untersucht wird: Eine verschleppte Herzmuskelentzündung kann einen lebenslangen Herzfehler oder sogar den Tod verursachen.
Termin beim Facharzt – mal wieder ein Geduldsspiel
Allerdings sieht es vorerst nicht nach weiteren Untersuchungen aus – selbst bei dem Jungen, für den ich die Überweisung problemlos bekommen habe: Als ich heute – auf Anraten der Ärztin – um 7:45 Uhr beim Kinderkrankenhaus anrief (wenn man später anruft, bekommt man nicht einmal mehr einen Rückruf), sagte mir die wahnsinnig hilfreiche Sprechstundenhilfe nur: Der Arzt „arbeitet mit der Überweisung, das kann ein bis zwei Wochen dauern“, dann schicke er mir einen Termin. Wann der dann sei? Das wisse sie nicht. Kurz: Das kann dann auch erst in vielen Wochen sein. Es ist ein wirkliches Trauerspiel hier in Schweden mit Facharztterminen. So viel zu Kind 2 und Kind 3.
Zweitklässlerin hat langsam keine Lust mehr auf Schule

Kind 4 ist wie immer recht glücklich, auch wenn bei ihr der kurz bevorstehende, zweite Mathetest für Stress und Unlust in und an der Schule sorgt. Die Notenfixiertheit dieser Schule (und des ganzen deutschen Schulsystems, insbesondere an Gymnasien) ist so unglaublich vorgestrig. Es geht einzig und allein darum, „Noten zu machen“ und überhaupt nur nebenbei um Kompetenzen und Inhalte und das LERNEN (hier ein guter Artikel dazu, wie man Tests besser nutzen könnte; und hier einer zu Prüfungen an deutschen Schulen). Wenn schon meine Zweitklässlerin, die bisher supergern zur Schule gegangen ist, immer öfter sagt, ob sie nicht zuhause bleiben könne, dann ist doch was kaputt im System?
Kind 1 schleppt sich durch die vierte Klausurphase dieses Jahr
Kind 1 (11. Klasse) leidet darunter schon lange: Sie hat Prüfungsängste, insbesondere mündliche Prüfungen sind eine Tortur für sie, schon lange bevor die eigentliche Prüfung stattfindet. Und es ist so schade, dass sie deswegen ihr Potenzial nicht ausschöpfen kann. Zurzeit ist wieder eine von vier Klausurphasen im Schuljahr – jede Woche drei bis vier Prüfungen, sowohl schriftliche als auch mündliche. Und sie geht auf dem Zahnfleisch.
Ich selbst hatte mit Prüfungen selten ein Problem. Klar, ich war auch nervös, aber ich hatte schon immer so eine Art „Prüfungsmodus“, in den ich besonders bei mündlichen Prüfungen verfallen bin, und auf den ich mich verlassen kann. Vielleicht weil meine erste wichtige mündliche Prüfung (Deutsch-Abi) so gut lief?
Leider konnte ich meinem Kind diese Haltung weder vererben noch beibringen. Sie zählt nur noch die Tage bis zu den Sommerferien bzw. zur letzten Klausur. Und dann die Monate, die sie insgesamt noch in der Schule verbringen muss, bis sie endlich irgendwann das Abi hoffentlich in der Tasche haben wird. Ich glaube, dass sie wirklich nur der Gedanke aufrecht hält, dass sie dann nie mehr da hin muss.
Warum ändert sich in Schulen nichts, obwohl wüssten, was besser wäre?
Das kann es doch nicht sein?! Natürlich leiden nicht alle Kinder und Jugendlichen so unter der Schule wie unsere Älteste. Also könnte man sagen: alles palletti, bisschen komische Kinder gibt es immer, aber die meisten kommen ja klar. Ist das so? Selbst wenn: Inhalte und Art und Weise der Lehre sind an so vielen Schulen in Deutschland so wenig zukunftsweisend. Und das, obwohl wir mittlerweile viel besser wissen, wie man leichter lernt, was man dafür für Bedingungen braucht und dass viele der Inhalte, die noch in Lehrplänen stehen, in Zukunft sowieso wahrscheinlich eher von Künstlicher Intelligenz (KI) als von uns Menschen verarbeitet und gebraucht werden…
Es ist nach wie vor für die meisten Kinder und Jugendlichen so, dass sie auf ihr Glück angewiesen sind, wenn sie gut durch die Schule kommen wollen. Wenn man Glück hat und auf eine gute Lehrerin oder einen guten Lehrer trifft – dann bestimmt das oft die ganze Schullaufbahn positiv. Das gilt umso mehr, wenn man nicht zum Durchschnitt gehört und besondere Bedürfnisse oder Begabungen hat. Leider ist der Fall, dass man nicht auf gute LehrerInnen trifft, häufiger… In keinem anderen Bereich, so scheint mir, überlässt man es so sehr dem Zufall, ob das Projekt erfolgreich ist oder nicht.
Hochbegabung für Anfänger
Aber ich drifte ab. Wie eingangs erwähnt, habe ich mich diese Woche noch mit einem neuen Projekt beschäftigt. Einen ersten Auszug daraus könnt Ihr hier lesen: Was ist „Hochbegabung“? Der Text könnte Teil eines Buches über Hochbegabung aus Elternperspektive werden. „Hochbegabung für Anfänger“ sozusagen und von jemandem, der zwar nicht Fachperson ist, aber mittlerweile einige Erfahrungen mit dem Thema gesammelt hat. Falls Ihr Anregungen oder Fragen zum Text habt – ich freue mich über konstruktive Kritik.
So – und das Polizeimuseum muss leider noch warten… Hier aber immerhin drei Fotos.


