Hochbegabung

… ist ein weites Feld. Schon die Definitionen für „Hochbegabung“ sind umstritten und nicht einheitlich. Eine hohe Intelligenz, die allgemein mit „Hochbegabung“ assoziiert wird, macht eine Hochbegabung nicht allein aus. Aber sie ist ein starker Indikator – und vor allem der einzig wirklich messbare. Wenn ein Kind besonders sozial geschickt ist oder einen hervorragenden Geschmackssinn oder einen extrem ausgeprägten Geruchs- oder Tastsinn besitzt – das kann man zwar erkennen, aber nicht so leicht in Masseinheiten pressen. Deshalb sind diese Menschen nicht „nicht hochbegabt“, aber es ist z.T. noch schwieriger für sie, die geeignete Unterstützung und Förderung für ihre Talente zu bekommen.

Eine besonders hohe Begabung kann anstrengend sein – für diejenigen, die sie besitzen und diejenigen, die mit sehr Begabten umgehen.

Foto: RODNAE Productions/Pexels.

Denn es gibt mehr und weniger sozial anerkannte Begabungen: Wer sehr sportlich ist, wird damit kaum anecken. Besonders musikalisch begabte Kinder können auch „punkten“ mit ihrem Talent. Sogar Schach-Nerds sind mittlerweile anerkannt. Anders sieht das bei „ganz normal Hochbegabten“ aus. Die sind manchmal noch nicht einmal gut in der Schule – was LehrerInnen, Eltern und die Kinder selbst zur Verzweiflung treiben kann.

Begabte brauchen Unterstützung

Auf jeden Fall brauchen diese Kinder und Jugendlichen Unterstützung: oft mehr geistige Anregung als sie der normale Schulstoff zu bieten hat, damit sie nicht in eine Dauerschleife von Langeweile und Unterforderung geraten, die schlimmstenfalls zu Depressionen führen kann. Außerdem müssen sie häufig aktiv lernen, wie man lernt – weil sie jahrelang in der Grundschule ohne jegliche Anstrengung gut durchkommen. Regelmäßig führt das zu Problemen beim Übergang an eine weitereführende Schule oder spätestens in der Mittelstufe. Hochbegabte Kinder und Jugendliche müssen auch dabei unterstützt werden, ein gesundes Selbstbild und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Zu oft wird ihnen von Mitmenschen signalisiert, dass sie „irgendwie anders“ und deshalb „irgendwie komisch“ seien. Nicht selten bekommen Kinder das in der Schule direkt so gesagt. Sie sind häufig Außenseiter, weil ihre Interessen eher denen von älteren Kindern gleichen oder ihr Vokabular sie als „Streber“ erscheinen lässt. Deshalb sind ihnen gewogene Bezugspersonen und ähnlich gestrickte FreundInnen von großer Bedeutung: Vorbilder und Gleichgesinnte, die sie schätzen, mit ihren Eigenheiten und ihnen Raum geben, sich ihren Interessen zu widmen, auszuprobieren und Fehler zu machen – ohne sie dafür zu verurteilen oder in Kategorien zu zwängen.

Förderung in der Schule ist zu oft Glückssache

Förderung und Forderung in der Schule ist einerseits ein sehr wichtiger Baustein bei der Unterstützung von begabten Kindern und Jugendlichen – andererseits ein Grund für viel Frustration bei Eltern und SchülerInnen. Denn sie findet viel noch viel zu häufig gar nicht statt. Oder nur weil sich zufällig eine einzelne Person damit beschäftigt – und nicht auf Basis eines echten, schulweiten Konzepts. Oder sie wird komplett missverstanden und man beschränkt sich auf das Angebot einzelner Wettbewerbe und behauptet, das sei genug Förderung. Oder Förderung wird rundweg abgelehnt, weil sich niemand damit befassen möchte oder angeblich keine Ressourcen dafür vorhanden seien, außerdem kämen gerade Hochbegabte doch wohl selbst zurecht im System Schule…

Weitere Informationen

Hier gibt es ein paar Quellen, die für alle interessant sind, die sich mit dem Thema Hochbegabung beschäftigen möchten – egal aus welcher Perspektive.

Links zum Thema Hochbegabung.

Bücher zum Thema Hochbegabung.

Als erste Anregung zum Umgang mit hochbegabten SchülerInnen finde ich diese 50-Punkte-Liste einer amerikanischen Lehrerin übrigens sehr gut. Wenn sich die meisten LehrerInnen daran hielten, wäre für ALLE SchülerInnen viel gewonnen – nicht nur für die besonders begabten.