Déjà-vu: Sorgen um die Zweitälteste

So ein Blog hat ja Tücken: Man tendiert dazu, zu vergessen, dass ihn jemand lesen könnte. Und man schreibt am ehesten etwas, wenn etwas Negatives passiert oder passiert ist. Man könnte also meinen, alles hier sei schlecht. Das ist natürlich nicht so. Auch wenn wir zurzeit ein bedrückendes Déjà-vu vom letzten Herbst haben…

Ganz unbeschwert waren wir hier bisher wohl nur in den Sommerferien: niedrige Covid-Zahlen, Eltern und große Kinder geimpft, kein Druck aus der Schule, keine Kopfschmerzen beim Sohn, auch sonst alle gesund, herrliches Wetter, Heimaturlaub zwischendurch zum Auftanken, Erkunden der Stadt hier. Das war schön.

Mehrere Covid-Fälle seit Schulbeginn in der Schule unserer Kinder

Aber jetzt sind wir im Herbst: die Covid-Zahlen sind hier zurzeit zwar besser als in Deutschland, die Zahl der Geimpften steigt – seit 20. September werden auch Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren geimpft. Alle Restriktionen sind gerade abgeschafft worden: Es gibt keine Aufforderung mehr, im Home Office zu arbeiten. In den Supermärkten werden die „Hall avstand“-Aufkleber auf dem Fussboden abgeknibbelt. Aber die Delta-Variante macht natürlich auch vor Schweden nicht halt. In den ersten Schulwochen gab es sofort einige Infektionen in der Schule unserer Kinder. Auch unsere drei Großen waren in der ersten Septemberwoche krank. Ob es Covid war? Wissen wir nicht. Die Tests waren alle negativ. Allerdings sagte unser Kinderarzt aus Berlin uns später, dass zumindest bei den zwei Großen, die geimpft sind, ein Schnelltest leicht negativ sein könne – und ein PCR trotzdem positiv. Als wir das erfuhren, war der Infekt aber schon ein paar Wochen her.

Déjà-vu: Nachwirkungen eines Infekts

Seitdem schleppt sich unsere Zweitälteste mit Kopfschmerzen herum. Jeden Tag. Und sie ist sehr, sehr müde. Es ist alles ein bedrückendes Déjà-vu vom letzten Jahr: Ganz Ähnliches haben wir mit unserer ältesten Tochter exakt vor einem Jahr auch erlebt: Infekt bei allen drei Großen, die zwei mittleren nach einer Woche wieder gesund, Ärzte auch bei der Ältesten völlig unbesorgt, da keine Atemprobleme, auch kein Test gemacht deswegen – und nach einer Woche, zwei Wochen, drei Wochen, vier Wochen konnte sie immer noch nicht zur Schule gehen. Letztlich war sie von Anfang September bis Ende Dezember nicht dazu in der Lage. Sie litt unter schlimmer Fatigue, war immer erschöpft und schlief z.T. 16 Stunden oder mehr am Tag. Ihr Puls war extrem erhöht, sobald sie sich auch nur ein bisschen anstrengte: 150 oder 160 Schläge pro Minute, nur weil sie fünf Minuten auf den Füßen gewesen war. Kopfschmerzen hatte sie allerdings nicht.

Schule on und off

Und nun also ein ähnlicher Verlauf bei ihrer Schwester. Sie war eine Woche krank zuhause, dann dachten wir, dass sie wieder in die Schule gehen könnte, weil sie nur noch leichtere Kopfschmerzen hatte. Die Woche hat sie irgendwie hinter sich gebracht, meist mit Kopfschmerztabletten. Die Woche danach blieb sie wieder zuhause, weil sie immer noch so müde war und der Kopf nicht wirklich besser wurde. Wir wollten ihr aber auch nicht durchgehend Schmerztabletten geben, nur damit sie funktoniert. Dann wieder eine Woche Schule – dasselbe Bild. Und jetzt ist sie wieder seit einer Woche zuhause. Und es gibt keine substantielle Verbesserung mehr. Am Montag gehen wir zum Arzt. Aber ich erwarte nicht viel davon. Ganz egal, was es war, dieser Infekt hat offensichtlich noch Auswirkungen und wir müssen wohl abwarten und Geduld haben.

Kaum sozialen Kontakte mit Gleichaltrigen

Mich belastet dabei sehr, dass unsere Tochter weder hier in ihrer Klasse noch von Berlin her noch viele Kontakte hat. In Berlin war sie an einer neuen Schule (7. Klasse, Gymnasiumsbeginn in Berlin), dann kam der erste Lockdown. Die neuen Freundschaften hatten dadurch keine feste Basis, als wir hierher zogen. Hier hat sie keine einzige Klassenkameradin, die mal nach ihr fragen würde, oder die ihr die Unterlagen aus der Schule fotografiert oder mitbringt. Sie ist überhaupt nicht in ihrer Klasse integriert. Das war bei unserer ältesten Tochter anders. Sie hat diese schwere Zeit letztes Jahr gut überstanden, weil sie täglich Kontakt mit alten Freunden hatte. Nr. 2 dagegen liegt fast den ganzen Tag in ihrem Zimmer im Bett – entweder schlafend oder lesend. Ich kann nicht einschätzen, wie sehr sie darunter leidet. Sie sagt, nicht so sehr – aber wer gibt schon gern zu, dass er einsam ist?

Schlafen, Kakao, schlafen, Abendessen

Eigentlich müsste ich sie wenigstens jeden Tag zu einem Spaziergang mitnehmen. Aber ich schaffe es schlicht nicht: Den Vormittag verschläft sie komplett, und nachmittags bin ich mit den beiden jüngeren beschäftigt – abholen, Freunde besuchen, Hobbies, Hausaufgaben betreuen, auf Arbeiten lernen, Haushalt, Abendessen kochen… – Außerdem kostet es dermaßen viel Energie, dieses Kind auch nur dazu zu kriegen, überhaupt aufzustehen – das überlegt man sich zweimal oder öfter… Aber ich mache mir Sorgen. Denn sie isst auch nur noch einmal am Tag. Außer dem Kakao, den ich ihr nach dem Aufstehen (also ca. 12:30 oder 13:30 Uhr) quasi „aufzwinge“, indem ich sie so lange rufe, bis sie dann endlich mal raufkommt, nimmt sie nur das Abendessen zu sich. Und da auch keine große Portion. Sie hat schon seit der ersten Klasse nicht mehr gefrühstückt – aber sonst war sie immer eine gute und genussvolle Esserin. Jetzt sagt sie, dass sie keinerlei Hungergefühl habe. Nie.

Ich hoffe so, dass es ihr spätestens in ein paar Wochen wieder besser geht.

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