Abschiede – eine Grunderfahrung für Expat-Kids
Abschied nehmen gehört zum Expat-Leben dazu. Auch für die Kinder. Im ersten Schuljahr, das unsere 6jährige nun beendet, ist schon eine Freundin weggezogen – eine andere folgt nun in den Sommerferien. Auch in den Klassen unserer anderen Kinder gab und gibt es ein ständiges Kommen und Gehen. Besonders schade ist es natürlich, wenn FreundInnen wegziehen.
Aber Abschiede sind nicht so schlimm wie man vielleicht denkt, wenn man sie seltener erlebt. Klar, sie tun weh. Man vermisst die Menschen. Aber man kann selbst das Abschiednehmen ein wenig lernen.
Corona hat uns nicht daran gehindert, Abschied zu feiern
Wir versuchen, Abschiede immer zu feiern. Vor unserem Umzug nach Schweden hat uns Corona das erschwert. Aber selbst da haben wir es geschafft, mit einigen, ganz wenigen FreundInnen noch letzte Male im Garten – mit ganz viel Abstand – zu grillen oder noch ein Eis essen zu gehen. Der Abschied der Schulkinder aus der Kita, zu denen auch unsere Tochter gehörte, wurde von einer Erzieherin sehr liebevoll und mit ganz viel Sinn für die Wichtigkeit eines solchen Rituals inszeniert.
Übergänge und Abschiede sollte man nicht ignorieren. Sie sind wichtig. Egal ob es ein Abschied von der Kleinkinderzeit ist, wenn der erste Zahn ausfällt (heute passiert!!), wenn es losgeht in ein Austauschjahr, ein Job endet und ein neuer beginnt oder eben jemand wegzieht.

Deshalb war ich ziemlich schockiert, als sich eine Hort-Erzieherin meiner Tochter an ihrem letzten Tag vor einigen Wochen von keinem einzigen Kind verabschiedet hat. Sie ist einfach so sang- und klanglos verschwunden. Meine Tochter und ich wollten ihr eigentlich noch ein Abschiedsgeschenk geben – selbst das gelang uns nicht. Sie hat es von einer Kollegin entgegennehmen lassen und uns nur per Brief (ohne Absender und Kontaktmöglichkeit) gedankt. Sie dachte wohl, sie könnte den Abschied selbst so besser ertragen. Aber ich bin sicher, dass es ihr besser gegangen wäre, wenn sie sich getraut hätte, richtig „tschüß“ zu sagen zu „ihren“ Hort-Kindern…
Gute Erinnerungen an Abschiede machen sie leichter
Wir feiern Abschiede wie gesagt. Das macht sie viel erträglicher. Es ist wichtig, gute Erinnerungen mit einem Abschied zu verknüpfen. Deshalb haben wir versucht, den Abschied unserer Tochter von ihrer guten Freundin, die nun zurück nach Deutschland zieht, als etwas Besonderes zu gestalten. Wir haben sie zu einer Übernachtung eingeladen, auf der Dachterrasse gegrillt und eine kleine „Nachtwanderung“ geplant – mit Fackeln. Für Kinder muss es nichts Gigantisches sein, um bleibende Erinnerungen zu schaffen. Eine Nachtwanderung fast im Hellen, weil es in Schweden im Juni kaum richtig dunkel wird, genügt völlig. Vor allem mit Fackeln.
